17. August 2013

Die nicht gehaltene Ansprache

Meine Ausstellung im Basler Restaurant Kornhaus geht bald zu Ende.
Für die Vernissage habe ich diese Ansprache vorbereitet – und nicht gehalten:

Liebe Gäste des Restaurants
liebe Freunde
liebe Erna und Werner

Ich bin überwältigt, dass Ihr trotz dieses Hundewetters so zahlreich erschienen seid.
Danke und herzlich willkommen!

***

Gelegentlich werde ich gefragt:
Was sollen die Bilder darstellen?
Ja, meine Lieben, – wenn die Bilder etwas darstellen sollten, dann würde ich sie so malen, dass man dies sieht!

Abstrakte Malerei ist einfach eine andere Sprache als gegenständliche Bilder. Man könnte es mit dem Jodeln vergleichen: Das «Holeduli-düli-düli-joo» will ja auch nichts anderes sagen, was man übersetzen müsste. Es ist selber die Musik der Stimmbänder.

Ebenso soll und will auch meine Malerei gar nichts darstellen, ausser das, was zu sehen ist: Farbflecken, Pinselspuren in immer wieder neuer Anordnung.
Dies hingegen, die Anordnung, die Komposition soll so interessant sein, so schön oder so überraschend, dass das Auge davon angezogen, fasziniert und fast gefangen wird.
Und dass der Betrachter Freude empfindet.
Dass im besten Fall sein Gemüt davon genährt wird.

Dies muss doch der Grund sein, warum jemand Geld ausgibt, um ein Bild bei sich zu haben: um ihm immer wieder begegnen zu können, um sich immer wieder neu bereichert zu fühlen.

***

Innerhalb der abstrakten Bildsprache gibt es zwei Aspekte, die mir wichtig sind:

1. Farbe
Die Farben in einem Bildes sollen harmonisch miteinander klingen.
«Klingen» – da zeigt sich eine Nähe zur Musik.
Und wie in der heutigen Musik auch fahle, reibende oder problematische Klänge ihren Platz haben (bis hin zu disharmonischen Akkorden), so dürfen auch in meinen Farben Nachbarschaften entstehen, an denen ein irritierter oder fragender Blick hängen bleibt.

2. Blickführung
Auf einer guten Zeichnung oder einem guten Bild soll das Auge herumwandern. Mal das Ganze überblicken, dann wieder von einem Detail zum nächsten geführt werden.
Wie ich dies erreiche, ist zwar kein Geheimnis, aber in Worten nur schwer zu erklären. Das Stichwort heisst: rhythmische Flächengestaltung.

Dazu gehört auch, dass ich die Bildfläche meistens so gestalte, dass nicht eine Figur vor einem weniger wichtiger Hintergrund entsteht. Auf dem ganzen Format soll alles gleichermassen «vorne» oder «hinten» sein.

***

Liebe Besucher, was Sie gewiss nicht brauchen, ist: eine ausufernde Rede. Drum Schluss damit.
Viel nötiger ist jetzt ein guter Schluck zum Anstossen … lassen Sie sich einschenken und geniessen Sie den Abend – auf Ihr Wohlsein!

1 Kommentar: