Kürzlich fand in Basel das «Wildwuchs-Festival» statt.
In einer originellen «Artbox» veranstaltete die Kunstwerkstatt «artSoph» (Sophie-Blocher-Haus, Liestal) ein Podiumsgespräch zur Frage «Was ist Kunst».
Dazu wurde auch ich eingeladen.
Wir, die 6 Teilnehmer, versuchten wenigstens einzukreisen, was Kunst sei. Denn dass wir in 45 Minuten keine abschliessende und allgemein gültige Definition von Kunst finden würden, war allen klar.
Unter anderem habe ich folgende Statements in die Diskussion eingebracht:
• Kunst ist eine Kulturleistung, die über das sachlich Notwendige hinausgeht.
• Um über Kunsthandwerk und «nette Bilder» hinauszuwachsen, muss der Künstler tief in seinem Inneren forschen und etwas so Elementares zutage fördern, dass es von überpersönlicher Bedeutung und Relevanz ist.
• Kunst kann unspektakulär und handwerklich nachlässig oder gar unbeholfen daherkommen. Die typische Reaktion ist dann: «Das könnte ich auch» oder «Das kann ja selbst mein Patenkind besser».
Es ist dennoch Kunst, wenn es aus innerer Notwendigkeit heraus genau so entstehen musste.
Dies kann man z.B. daran erkennen, dass eine ernsthafte Arbeit über Jahre dahinter steht, welche in einer kontinuierlichen Entwicklung schliesslich folgerichtig zu diesem Werk geführt hat.
• Eine äusserliche Schlichtheit des Kunstwerks kann das Endprodukt eines beharrlichen Reduktionsvorganges sein, bei dem nach und nach die Essenz aus dem Komplexen herausgeschält worden ist.
• Kunst muss nicht ziel- oder lösungsorientiert sein. Anders als ein Wissenschaftler, der Geheimnisse zu entschlüsseln sucht, ist es Aufgabe des Künstlers, «das Rätsel zu lieben» (Rilke).
Ich denke ganz oft, ich wuerde gerne dieses oder das machen, aber ich habe keine Zeit fuer KUNST, wir muessen richtig arbeiten und etwas Benutzbares/Sinnvolles herstellen. Ist denn jedes "schoen/gut/vielleicht auch kreativ" gemachtes Ding, das benutzbar ist, also einem Zweck dient, niemals Kunst, sondern hoechstens (cleveres) Design? (siehe 1. Definition in der Liste oben)
AntwortenLöschenLiebe Astrid
AntwortenLöschenFür mich ist es wichtig und nötig, zu überlegen, was denn Sinn und Aufgabe der Kunst ist – und da gehören die Versuche von Definitionen mit dazu. Es ist nicht mein Bedürfnis, irgend eine Arbeit als Nicht-Kunst abzuwerten.
Das «sachlich Notwendige», das du ansprichst, kann wohl durchaus bei der Gestaltung eines Gebrauchsgegenstandes überflügelt werden.
Vielleicht erinnerst du dich an das Tafelbesteck bei uns. Welch ein Unterschied zu einem lieblos, herzlos, gedankenlos, instinktlos produzierten Löffel (mit dem man ja auch einen Schluck Suppe zum Mund führen kann)!
Wenn der «Weg des Herzens» einen Designer zur Passion für «Tafelbesteck» führt, dann kann man seine Arbeit vielleicht auch Kunst nennen – so genau weiss ich das nicht. Ich würde jedenfalls nicht anhand eines einzigen Kriteriums urteilen wollen.
Liebe Grüsse
Rolf
Ich verstehe, was du meinst.
AntwortenLöschenVor einiger Zeit haben wir mal Tree-guards gebaut, schwarze Dreiecke, die um kleine Baeumchen stehen. Und da erhielt ich einen Kommentar, der ging: erfuellt das einen Zweck oder ist das "land art"? Ich war ganz geknickt, denn ich hoffte, es sei Kunst.
A
Das Geknickt-sein verstehe ich nicht ganz: es ist doch noch eine «normale» Frage bei etwas, wo der Zweck nicht auf Anhieb erkennbar ist.
AntwortenLöschenAber vielleicht war ja der Tonfall hämisch, oder der Gesprächszusammenhang hat verraten, dass eine verletzende Absicht im Spiel war?
Rolf